Training führt zu einer Reihe von Anpassungen im Körper, die sowohl das Nervensystem als auch die Muskulatur betreffen. Diese Anpassungen verlaufen in Phasen und sind entscheidend für die Leistungssteigerung und das Muskelwachstum. Der Prozess beginnt mit neuronalen Anpassungen und geht schließlich in muskuläre Anpassungen über.
Phase 1: Neuronale Anpassung
Zu Beginn eines Trainingsprogramms sind die meisten Leistungssteigerungen auf neuronale Anpassungen zurückzuführen. Diese Anpassungen erfolgen schneller als muskuläre Veränderungen und umfassen folgende Aspekte:
1. Rekrutierung motorischer Einheiten:
– Verbesserte Aktivierung: Das Nervensystem lernt, mehr motorische Einheiten gleichzeitig zu aktivieren. Motorische Einheiten bestehen aus einem Motoneuron und den von ihm innervierten Muskelfasern.
– Synchronisation: Die gleichzeitige Aktivierung mehrerer motorischer Einheiten wird optimiert, was die Kraftentwicklung erhöht.
2. Erhöhte Feuerrate:
– Erhöhung der Impulsfrequenz: Die Frequenz der Nervenimpulse, die an die Muskeln gesendet werden, wird gesteigert, was zu einer kraftvolleren und schnelleren Muskelkontraktion führt.
3. Intermuskuläre Koordination:
– Effizientes Zusammenspiel: Verschiedene Muskelgruppen lernen, besser zusammenzuarbeiten. Dies reduziert die Koaktivierung von Antagonisten (Muskeln, die der Bewegung entgegenwirken) und verbessert die Bewegungsökonomie.
4. Hemmung der Antagonisten:
– Reduzierte Hemmung: Der Körper lernt, die Hemmung durch Antagonisten zu minimieren, was die Effizienz und Kraft der Bewegungen steigert.
Diese neuronalen Anpassungen können bereits nach wenigen Wochen des Trainings deutlich spürbar sein und bilden die Grundlage für spätere muskuläre Veränderungen.
Phase 2: Muskuläre Anpassung
Nach der anfänglichen Phase der neuronalen Anpassung beginnt der Körper, strukturelle Veränderungen in der Muskulatur vorzunehmen. Diese muskulären Anpassungen umfassen hauptsächlich das Muskelwachstum (Hypertrophie) und treten in der Regel nach mehreren Wochen bis Monaten intensiven Trainings auf.
1. Hypertrophie:
– Vergrößerung der Muskelfasern: Die Querschnittsfläche der einzelnen Muskelfasern nimmt zu, was die Kraftentwicklung und den Muskelumfang erhöht.
– Erhöhung der Proteinsynthese: Nach dem Training steigt die Synthese von Muskelproteinen, die zur Reparatur und zum Aufbau von Muskelgewebe beitragen.
2. Veränderungen der Muskelfasertypen:
– Anpassung der Fasertypen: Durch spezifisches Training können sich Muskelfasern in ihrer Zusammensetzung anpassen, z.B. durch den Wechsel von Typ-IIx-Fasern zu Typ-IIa-Fasern, was die Ermüdungsresistenz und Kraft verbessert.
3. Erhöhung der Energiespeicher:
– Glykogen und Kreatinphosphat: Die Speicher für Muskelglykogen und Kreatinphosphat werden vergrößert, was die Ausdauer und Schnellkraft der Muskeln verbessert.
4. Kapillarisierung:
– Erhöhte Kapillardichte: Durch Ausdauertraining nimmt die Dichte der Kapillaren in den Muskeln zu, was die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung verbessert und die Ermüdungsresistenz steigert.
Fazit
Der Ablauf der Anpassungen durch Training verläuft in zwei Hauptphasen: neuronale und muskuläre Anpassung. Zu Beginn dominieren neuronale Anpassungen, die die Effizienz und Kraftentwicklung durch verbesserte Rekrutierung und Koordination von Muskelfasern erhöhen. In der darauf folgenden Phase übernimmt die muskuläre Anpassung, wobei strukturelle Veränderungen wie die Hypertrophie und die Erhöhung der Energiespeicher im Vordergrund stehen.
Ein tiefes Verständnis dieser Phasen ermöglicht es Trainern und Sportlern, ihre Trainingsprogramme effektiv zu gestalten und die Leistungsfähigkeit kontinuierlich zu steigern. Durch die Kombination von intensiven Trainingsreizen und angemessenen Erholungsphasen kann der Körper optimal auf die Belastungen reagieren und sowohl neuronale als auch muskuläre Fortschritte erzielen.